In dem Modul «Mediale Installation» entstand in Kooperation mit dem Sandsteinmuseum Havixbeck ein interaktives Ausstellungskonzept. Das Virtuelle Sandsteinmosaik ist ein partizipatives Exponat, das die Besucher:innen des Museums dazu einlädt, selbst kreativ tätig zu werden. Als «Amateur-Bildhauer:innen» können sie ein eigenes Sandsteinplättchen gestalten und dabei ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Nach der Bearbeitung kann das individuelle Kunstwerk eingescannt und digital im Sandsteinmuseum verewigt werden. So wird es Teil eines großen, kollektiven Mosaiks, das die Vielfalt der Besucherbeiträge widerspiegelt und an die Wand projiziert wird.
Autor: Joshua Kauling
Im Rahmen einer Führung durch das Sandsteinmuseum Havixbeck wurde der bildhauerische Prozess als eines der faszinierendsten Themen identifiziert. Besonders die aufwendigen Sandsteinarbeiten, wie kunstvoll gestaltete Fassaden von Kirchen oder filigrane Sandsteinbüsten, hinterließen einen bleibenden Eindruck. Diese Werke verdeutlichen die Komplexität und den hohen Anspruch des Bildhauerhandwerks, das nicht nur künstlerisches Talent, sondern auch viel Übung und Geduld erfordert.
Im Austausch mit dem Museum wurde zudem deutlich, dass es bereits Angebote für Einsteiger gibt, wie beispielsweise zweitägige Bildhauerkurse, die Interessierten einen ersten Zugang zu dieser Kunstform ermöglichen. Darüber hinaus äußerte das Museum den Wunsch, mehr partizipative Möglichkeiten für die Besucher:innen zu schaffen. Ein Beispiel dafür ist der geplante «Forschertisch», der es Gästen ermöglichen soll, selbst aktiv zu werden und das Thema Sandstein auf interaktive Weise zu erleben.
Aufnahmen aus dem Museum.
Die Idee hinter dem Exponat «Virtuelles Sandsteinmosaik» ist es, den bildhauerischen Prozess für die Besucher:innen erlebbar zu machen. Sie haben die Möglichkeit, ein eigenes Sandsteinplättchen kreativ zu gestalten und dieses anschließend zu digitalisieren. Das Ergebnis wird Teil eines kollektiven Mosaiks, das an die Wand projiziert wird und die Vielfalt sowie Individualität der Besucher:innen sichtbar macht. Gleichzeitig entstehen so einzigartige, persönliche Souvenirs, die die Gäste mit nach Hause nehmen können. Diese dienen nicht nur als Erinnerung, sondern auch als subtiler Marketingeffekt für das Museum, wenn sie mit Freunden oder Familie geteilt werden.
Flowchart zum Ablauf.
Der Designprozess lässt sich in drei unterschiedliche Bereiche unterteilen, die parallel bearbeitet wurden: die physische Arbeit mit Sandstein, die Entwicklung der Projektion und das Design des User Interfaces.
Zu Beginn wurde experimentiert, wie sich Sandstein überhaupt bearbeiten lässt. Schnell stellte sich heraus, dass dieser Prozess alles andere als trivial ist, da das Material besondere Eigenschaften aufweisen muss. Der Sandstein sollte eine geeignete Härte beziehungsweise Weichheit besitzen, um für die Bildhauerei geeignet zu sein. In einer ersten Testphase wurden verschiedene Produkte aus dem Baumarkt ausprobiert, die jedoch aufgrund ihrer hohen Härte nicht verwendet werden konnten. Schließlich fiel die Wahl auf den regionalen Baumberger Sandstein, der in Havixbeck und Umgebung heimisch ist und sich ideal für die Bildhauerei eignet.
In den ersten Versuchen zeigte sich außerdem, dass die Sandsteinplättchen für eine gute Bearbeitbarkeit mindestens 1 cm dick sein sollten. Als handliches Format wurde eine Größe von 7,5 x 7,5 cm ermittelt, die sich sowohl für die Bearbeitung durch die Besucher:innen als auch für die anschließende Projektion bestens eignet.
Baumberger Sandstein.
Für die Entwicklung der Projektion wurden verschiedene Prototypen erstellt, um unterschiedliche Möglichkeiten zur Anordnung der Sandsteinplättchen zu testen. Dabei fiel schnell auf, dass es herausfordernd ist, sowohl wenige als auch sehr viele Plättchen gleichzeitig ansprechend darzustellen. Besonders kritisch war die Frage, wie eine Projektion gestaltet werden kann, die trotz schwankender Anzahl von Plättchen harmonisch bleibt und Besucher:innen zum Verweilen einlädt.
Erste Desingskizze.
Eine der ersten Versionen arbeitete mit einem Zeitstrahl, der es erlaubte, die Plättchen nach ihrem Entstehungszeitpunkt zu sortieren. Der Zeitstrahl konnte horizontal verschoben werden, um den zeitlichen Verlauf der neu hinzugefügten Kunstwerke sichtbar zu machen. Dabei zeigte sich jedoch, dass durch freie Stellen in der Projektion ein unruhiger Gesamteindruck entstehen konnte.
Projektions-Prototyp Nr. 1.
In einer weiteren Iteration wurde das Design so angepasst, dass die Plättchen lückenlos aneinandergereiht werden. Nach einem festgelegten Zeitabschnitt, beispielsweise einem Monat, kann ein Zeitplättchen eingefügt werden, das den Verlauf der Projekte dokumentiert. Die Größe der Plättchen passt sich dabei dynamisch an die Gesamtmenge an, sodass die Projektion stets möglichst vollständig wirkt. Eine Mindestgröße von 7,5 x 7,5 cm garantiert jedoch, dass die digitale Darstellung die Größe der physischen Plättchen nicht unterschreitet. Ist diese Grenze erreicht, können Besucher:innen durch die Projektion scrollen, um sämtliche Plättchen zu betrachten.
Finaler Projektions-Prototyp.
Die Entwicklung des User Interfaces (UI) begann mit einem «quick and dirty»-Ansatz. Ein einfacher Papprototyp wurde erstellt, um unterschiedliche Konfigurationen und Positionen von Buttons und anderen Interface-Elementen schnell und unkompliziert testen zu können.
UI Papprototyp.
Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse wurde ein 3D-Modell des finalen UIs entwickelt. Das Design wurde so minimalistisch wie möglich gehalten, um eine intuitive Bedienbarkeit für die Besucher:innen sicherzustellen. Ziel war es, die Interaktion selbsterklärend zu gestalten und einen reibungslosen Ablauf des kreativen Prozesses zu ermöglichen.
UI 3D Modell.
Das finale Rendering zeigt das interaktive Exponat «Virtuelles Sandsteinmosaik» an seinem geplanten Standort im Sandsteinmuseum Havixbeck. Strategisch platziert befindet es sich direkt neben der Tür zum «Forschertisch» und lädt die Besucher:innen ein, selbst kreativ tätig zu werden. Durch die Nähe zum Forschertisch entsteht ein fließender Übergang zwischen Experimentieren und Gestalten, was die Interaktion der Gäste mit dem Museumserlebnis auf eine neue Ebene hebt. Das minimalistische Design und die intuitive Bedienbarkeit garantieren eine einfache Handhabung, sodass der Fokus ganz auf dem kreativen Prozess liegt.
Rendering des finalen Prototyp.